ARBEITSPROBE:
Henning Richter
Journalist / Autor für Musik, Kultur & Sport

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Tiger Army - Tiger gegen Techno

Horror Love Parade! Schockert vom Anblick konformistischer Ravermassen gründete Nick 13 seine Rock´n´Rollband Tiger Army.

Unterm Radar der meisten Medien hat sich eine neue, rasch wachsende Untergrund-Szene gebildet: Psychobilly. Bands dieser Spielart mixen Rockabilly, Punk und Gothic, ein Kontra-Bass ist dafür genauso unabdingbar wie Flat-Top-Frisuren, Creepers und Röhren-Jeans. Die Tiger Army ist eine der angesagtesten Combos, das Trio aus Kalifornien kombiniert den zarten Schmelz von Elvis Presley mit dem fauchenden Biss von Glenn Danzig und seinen Misfits. Bereits Anfang der Neunziger fasste Nick 13 den Entschluss, eine Band zu gründen. Den letzten Kick gab ihm eine Reise nach Berlin, Hochburg der Psychobillies, wo er Gleichgesinnte traf und Festivals besuchte. "Ein Freund überredete mich dann, zur Love Parade zu gehen. Das war das Schlimmste, was ich in meinem Leben gesehen hatte!", erinnert sich der entgeisterte Rock´n´Roller mit Grausen. "Ein paar Tage später sah ich diesen Zirkus und ich dachte: Wie wäre es, eine riesige Tigermeute auf die Masse uniformer Raver loszulassen? So kam ich auf den Namen Tiger Army." Für die lärmende Großveranstaltung hat Nick 13 nur Verachtung: "Techno ist so mittelmäßig, die Leute sind so stereotyp. Sie folgen ihrem Herdentrieb, während ich mich als Individualist sehe. Ein Tiger ist unabhängig und stolz, Raver dagegen sind nichts weiter als Schafe."

Dem Frontmann stehen Stand-Up-Basser Geoff Kresge und Trommler Fred Hell zur Seite. Die Aufnahmen zu ihrer neuen Scheibe "III: Ghost Tigers Rise" wurden von einem tragischen Zwischenfall überschattet, während eines Einbruchs wurde Hell viermal angeschossen. "Ich besuchte einen Freund, als vier Crackheads sein Apartment stürmten, um ihn zu berauben. Ich sah Pistolen und dachte, jetzt werde ich heraus finden wie es ist, tot zu sein", erzählt der glücklose Schlagwerker. "Ich wurde zweimal in den Hintern geschossen, in den Rücken und in den Kopf." Unglaublicherweise saß Fred Hell nach wenigen Monaten wieder an den Drums. "Er hat immer noch eine Kugel im Kopf. Die Ärzte sagen, es sei sicherer für ihn, sie drin zu lassen. Ich hab das Röntgenbild gesehen", sagt Nick 13, "dennoch hat er sich voll erholt und wird mit uns zusammen durch die USA und Europa touren."

www.tigerarmy.com

Henning Richter

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