|
ARBEITSPROBE: wom 04/91: Rock aus Seattle stellt derzeit die Musikszene auf den Kopf. Hirvann machten den Anfang, sind aber längst nicht alles, was die Hafenstadt im US-Bundesstaat Washington zu bieten hat: Das Rezept von Pearl Jam ist die Kombination von schrillem Grunge und gefühlvollem Blues. Die Band Die Geburtsstunde des Rock'n'Roll setzt man gemeinhin mit Bill Haleys "Rock Around The Clock" von 1954 an. Demnach geht er inzwischen stark auf die vierzig zu und bleibt dennoch ewig jung Schuld daran ist die natürliche Blutauffrischung durch nachwachsende Musikergenerationen. Die jüngste Frischzellen-Kur dieser Art stammt aus Seattle. Dort entwickelte sich in den letzten Jahren ein neuer Sound: "Grunge", ein aggressiv lärmender Rockstil, den langmähnige Highschool-Studenten schufen. Der Durchbruch des punkig-melodischen Trios Nirvona weckte weltweit das Interesse für andere Seaftle-Talente - allen voran Pearl Jam. Pearl Jam bestehen aus fünf beherzten jungen Wilden: den Gitarristen Stone Gossord und Mike McCready, Bassist Jeff Ament, Drummer Dave Krusen und dem exzentrischen Sänger Eddie Vedder: "Eddie ist genauso musikverrückt wie wir", meint Stone Gossard anerkennend. "Er stammt ursprünglich aus San Diego und ließ Freundin, Surfbrett und seine häusliche Umgebung zurück, um mit uns Songs zu schreiben und zu proben. "Auch die Idee zu dem rätselhaften Bandnamen geht auf Eddies Konto. "Meine Urgroßmutter trug den Kosenamen Pearl", erzählt Vedder schmunzelnd, "sie war mit einem Indianer-Häuptling verheiratet. Irgendwann bekam sie diesen wundervollen Einfall, beide Kulturen noch Hausfrauenort zu kreuzen. Aus gekochten Peyote-Kokteen und Konservierungsstoffen stellte sie eine haluzinogene Marmelade her, das war Pearls Jam. Das Album Während Nirvana Roh-Pop intonieren, zieht es Pearl Jam eher in Richtung Blues - ihre Wurzeln sind jedoch die gleichen: "Die erste Phase der SeaWe-Szene basierte vor allem auf Provokation", gibt der fünfundzwanzigjährige Gossard lachend zu. "Wir begannen mit extrem verzerrter, andersartiger Musik, denn wir wollten neue Territorien erforschen. Heute beherr- schen wir unsere Instrumente und spielen melodischer und songorientierter", verweist er auf das Debüt-Album "Ten". Während er selbst kräftige Blues-Grooves beisteuert, ist sein Co-Gitarrist Mike McCready deutlich von Jimi Hendrix beeinflußt (der war übrigens auch ein Sohn Seattles). Trommler Dave Krusen und Bassist Jeff Ament liefern ein stabiles Rhythmus-Gerüst für Pearl Jams emotionale Klangbilder, die jedoch am stärksten vom dunklen Organ des glutäugigen Eddie Vedder geprägt sind. Die Band: Linie Up: Das Album: |
|
Henning Richter |