ARBEITSPROBE:
Henning Richter
Journalist / Autor für Musik, Kultur & Sport

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NICK MASON - "Keine Drogen, weil wir uns auf die Musik konzentrierten"

07.11.2005, London. Ein schlichtes, zweckdienliches Loft im proletarischen Stadtteil Islington dient als Büro eines der erfolgreichsten Rockstars des Globus. Nick Mason, Schlagzeuger von Pink Floyd, ist ein zurückhaltender Mann mit drahtiger Figur, leiser Stimme und typisch englischem Humor.

Mr. Mason, wenn Sie eine Zeitmaschine hätten, an welchen Punkt ihrer Karriere würden Sie zurückkehren?

Zu Beginn, als wir im Kleinlaster kreuz und quer durch England fuhren, hatten wir eine glückliche Zeit doch in diese Phase würde ich dennoch nicht zurückkehren wollen. Die letzte Tour für "Division Bell" hat mir besonders großen Spaß gemacht, sie war für mich die beste aller Tourneen. Das Gute an einer neunmonatigen Reise wie dieser ist, dass die Show vollständig ausgereift ist. Für die frühen Tourneen hatten wir nur kurze Probenzeiten, so wurden wir erst richtig gut, wenn sie dem Ende zugingen. (überlegt) Man könnte auch zurück zur Zeit von "The Wall" gehen, um das Ding öfter aufzuführen... Die Antwort ist, ich würde die Zeitmaschine nutzen, um eine komplette Tour nachzuerleben. Außerdem würde ich ins Jahr 1973 zurückkehren und die Aufnahmen von "Dark Side Of The Moon" filmen.

Nach zehnjähriger Bühnenabstinenz spielten Sie in diesem Sommer für Live8 wieder den "Rockstar". Haben Sie es genossen, im Mittelpunkt zu stehen?

Der Trommler steht nie im Zentrum, diese Bastarde an der Bühnenfront bekommen stets die volle Aufmerksamkeit. Abgesehen davon war es eine großartige Sache! Ich brauche diese Auftritte nicht, aber es ist schön, wenn es dazu kommt. Das Großartige an Live8 war, dass wir für eine richtig gute Sache ins Rampenlicht zurück gekehrt sind. Ich bin es gewohnt, scheinbar das wichtigste Ding im Universum zu sein, dabei aber zu wissen, dass nächste Woche das nächste große Ding auftreten wird, die Eagles oder wer auch immer... So ein Gig hat immer etwas Künstliches. Live8 dagegen war nicht nur bedeutend, weil es versuchte, etwas zu erreichen, das über das reine Konzert hinausging, für uns war es der bestmögliche Grund, wieder zusammen zu kommen.

In der Band hat sich die Macht von einem Bandleader zum nächsten verschoben. Zu Beginn war Syd Barrett der Chef, später Basser Roger Waters. Bei Live8 schien es Gitarrist Dave Gilmour zu sein...

Dave war der musikalische Direktor, denke ich. Es war auch eine große Geste von Roger, der nun schon seit 15 Jahren musikalischer Direktor seiner eigenen Werke ist. Es war sehr liebenswürdig von ihm zurück zu treten und zu sagen: Tu, was du für richtig hälst. Wir waren in der Lage zusammen zu arbeiten, das war ein weiterer Triumph. Natürlich müssen Roger und ich gut funktionieren, David steht vorne, der er singt die meisten Songs. Historisch gesehen, hat Roger Daves musikalische Fähigkeiten nie in Frage gestellt, sie stritten über andere Dinge. Bei Live8 spielte die Machtfrage keine Rolle, wir fühlten uns wohl und jeder machte das, was er am besten kann.

Was sind die Vorteile, Mitglied einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten zu sein?

Wollen Sie meine Autos sehen?

Wie viele sind es?

Über dreißig, aber es ist nicht ihre Zahl, es ist ihre Qualität. Um es etwas flapsig zu sagen: Mit dem Erfolg kommen das Geld und die Dinge, die man damit machen kann. Auf diese Art sein Geld zu verdienen ist wunderbar! In England würden die allermeisten Menschen am liebsten Rockstar oder Profi-Fußballer sein. Das ist eine enorm privilegierte Tätigkeit! Man kann nicht nur vor Publikum spielen, was das Bedürfnis nach Anerkennung erfüllt, sondern es ist auch eine Goldkarte zum Zugang deiner Helden. So ist es viel einfacher zum Formel Eins Grand Prix zu kommen und mit Michael Schumacher zu reden, als wenn ich Architekt wäre, was ich früher vorhatte. Das gilt auch für die Leute, die mit uns arbeiten wie (der Zeichner) Gerry Scarfe. Letzte Woche öffnete eine Galerie mit einer Ausstellung von Scarfes Werken, wo ich Michael Palin (früher Monty Python) begegnete. Das Leben als Rockstar ist ein Pass, interessante Leute zu treffen.

Was sind die Nachteile?

Schwierig ist das Feld der persönlichen Beziehungen. Wir alle führen die zweite oder gar dritte Ehe, das find ich hart. In jeder gesellschaftlichen Gruppe gehen Ehen kaputt, aber das Musikbusiness in dieser Hinsicht besonders ungesund. Das gilt auch für Freundschaften, man hat weniger strukturierte Arrangements, um Beziehungen zu erhalten. Freunde entfernen sich, weil sie fühlen: Der ist erfolgreich. In einer Hinsicht hatten wir indes Glück, wir sind keine Stars, für die sich die Öffentlichkeit interessiert. Ich sehe, wie es für Menschen ist, die man auf der Straße erkennt. Manchmal kann das großartig sein, du bekommst den besten Tisch im Restaurant und den besten Wein auf Kosten des Hauses. Aber ich verzichte lieber darauf und kann die Dinge machen, die ich gerne tue.

War die Medien-Abstinenz eine bewusste Entscheidung?

Nein, wir haben eine Nische im Musikgeschäft gefunden, in der wir existieren können. Es dauerte geraume Zeit bis wir die Anonymität zu schätzen wussten. Anfangs wollten wir wahre Popstars sein, die alle Welt kennt, aber damals hatten wir keine Ahnung.

Bekommen Sie viele Anfragen von wohltätigen Organisationen?

Täglich. Ich unterstütze drei, vier Initiativen, die Kinder fördern und ihnen Möglichkeiten eröffnen, die sie sonst nicht hätten. Selten weigere ich mich, Trommelstöcke zu unterschreiben und Platten zu signieren, die versteigert werden, aber Geld gebe ich nur Organisationen, die meinem Herzen nahe stehen.

Wenn man Ihr Buch "Inside Out" liest, fällt auf, welch großartige Talente Pink Floyd um sich scharrten.

Das steigert sich: Je erfolgreicher du bist, desto besser sind die Leute, mit denen du arbeitest. Am Ende arbeitest du mit der Creme de la Creme, was wiederum auf dich reflektiert. Du wirst inspiriert, wenn du mit den besten Leuten arbeiten kannst, die du dir leisten kannst.

Ihre Band scheint das Rezept für zeitlose Musik zu kennen, würden Sie es verraten?

Wenn ich das Rezept wüsste, würde ich ein Buch darüber schreiben. Ich verstehe selbst nicht, wie das passieren konnte. Wir haben einen Stil gefunden, der ziemlich abstrakt ist, das mag ein Grund sein. Die Leute fragen immer, warum "Dark Side Of The Moon" so ein erfolgreiches Album wurde. Letztens fiel mir auf, dass Rogers Texte einem Fünfzigjährigen mehr sagen als einem Zwanzigjährigen. Viele seiner pointiertesten Zeilen behandeln Leute, die ihre Vergangenheit betrachten. Er war damals relativ jung, 27 glaube ich, als er das schrieb. Das könnte ein Bestandteil des Rezepts sein.

Ist Pink Floyd je Trends gefolgt?

Nicht bewusst, aber alles beeinflusst dich. Technologisch haben wir immer den neusten Stand der Entwicklung benutzt, aber damit waren wir niemandem voraus. Moog Syntheziser hatten wir zur gleichen Zeit wie alle anderen auch.

Die Band ist nach den Bluesern Pink Anderson und Floyd Council benannt. Kannten Sie diese Musiker?

Wir alle hörten R´n´B, aber ich kann nicht sagen, dass mir diese beiden besonders aufgefallen wären. Damals kamen viele Compilations heraus, doch ich habe nie die Cover studiert. Sie müssen Platten gemacht haben, denn so hat Syd (Barrett) ihre Namen gefunden, aber ich besitze leider keine einzige von ihnen. Sicher ein Fehler!

Kennen Sie eine junge Band namens Syd Matters?

(Schüttelt den Kopf). Es ist wie mit James Dean und Jimi Hendrix, Syd ist jemand, der sein Potential nie voll ausgeschöpft hat. Er war enorm wichtig, um die Band in Schwung zu bringen und sie durch die ersten Lebensjahre zu steuern. Auch für uns Bandmitglieder ist es faszinierend, wenn jemand jung stirbt oder früh verschwindet.

Stimmt es, dass er ins Haus seiner Mutter zurück zog?

Er lebt mit seiner Familie, sie kümmert sich um ihn. Syd bekommt Tantiemen, finanziell wird er keine Probleme haben. Abgesehen davon, dass er einmal unvermittelt im Abbey Road Studio auftauchte, in dem wir gerade arbeiteten, hab ich ihn nie wieder gesehen. Über die wirtschaftlichen Beziehungen haben wir indirekten Kontakt. Wie ich hörte, findet Syd es nervig, an die Band erinnert zu werden.

Ihr Buch porträtiert die Sechziger in England als eine Zeit des kulturellen Erwachens. Können Sie erklären, wie das geschah?

Das könnten Andere sicher besser als ich, doch eines ist klar, wir waren uns bewusst, dass es eine Bewegung gab. Mit der hatten wir jedoch kaum etwas zu tun, wir waren damit beschäftigt, Musik zu machen. Es gab Dichter, Künstler, Modeschöpfer und die Drogenkultur, das sahen wir. Für mich sind die Sixties die Zeit, in der eine junge Generation Geld in die Hand bekam. Wenn du eine gute Idee hattest, konntest du dein Schicksal selbst bestimmen. Diese Möglichkeit gab es zuvor nicht. Zudem gab es den Wunsch der Mittelklasse nach Bildung, was ebenfalls neu war.

Für dieses liberale und kreative Klima musste das Land Ende der Siebziger einen hohen Preis bezahlen, schreiben Sie.

Meiner Meinung wurden die Leute, die bei der psychedelischen Revolution außen vor blieben und keinen Spaß hatten, Politiker der Torys. Das ist vielleicht extrem ausgedrückt, der Thatcherismus besaß auch ein paar gute Seiten. Unter Labour gab es gigantische Steuern, das Land stand vorm Bankrott. Wir brauchten ein Gleichgewicht. Dennoch meine ich, dass Thatcher ein funktionierendes Bildungssystem zerstört hat, der Lehrer-Streik etwa führte zu einem Desaster, von dem wir uns immer noch nicht erholt haben. Das gleiche gilt für das Gesundheitssystem, die Idee, mit Gesundheit Profit zu machen, funktioniert einfach nicht.

Trieb Labour Pink Floyd ins französische Steuer-Exil?

Nein, Gier trieb Pink Floyd ins Exil. Wir dachten, wir konnten eine Menge Geld machen, wenn wir außerhalb des Landes lebten, Steuern sparten und die Kohle anlegten. Leider wählten wir schlechte Leute, um das Geld zu investieren.

Zurück zur Musik. Was waren Ihre Vorbilder?

Roger und ich sind der gleichen Meinung, Cream waren vielleicht die innovativste R´n´B-Band, zudem hatten sie einen Trommler, der in der Mitte saß, was mir gut gefiel. Sie folgten eigenen Regeln und waren zu der Zeit die größte Band Englands. Cream mussten keine Singles machen, trotzdem wollten alle ihre Konzerte sehen.

Haben Sie die Reunion-Show kürzlich erlebt?

Da war es mal wieder von Vorteil, Rockstar zu sein. Es war interessant, weil Cream einige Fehler von früher vermieden haben, sie spielten straffer. Dieses Mal gefielen mir ihre Songs wirklich sehr gut.

Pink Floyd tourte mit Jimi Hendrix im Jahr 1967. Was für ein Typ war er?

Ein reservierter, charmanter Typ. Unter uns Musiker war er offen, vielleicht waren seine Beziehungen außerhalb der Szene schwieriger. Wir redeten über alles Mögliche. Die Art wie er seine Musik präsentierte, ist immer noch so frisch, dass meine Kinder heute riesige Fans von ihm sind.

Parallel zu den Beatles arbeiteten Sie in den Abbey Road Studios der EMI. Gab es eine Kommunikation zwischen beiden Bands?

Wir haben sie bei der Arbeit besucht, aber es war so als würden Kinder mit ihren großen Brüdern sprechen. Sie waren freundlich und wir beredeten viele Dinge, aber wir tauschten keine Ideen aus. Sie hatten bereits Multimillionen von Platten verkauft und wir spielten gerade unser Albumdebüt ein.

Besonders Drogenkonsumenten schätzen ihre Musik. Was für ein Verhältnis hatten Sie zu Drogen?

Syds Schicksal hat uns abgeschreckt. (Barrett nahm damals extrem viel LSD, d.A.) Ich weiß nicht, was die anderen machten, aber ich nahm kaum Drogen. Wir konnten auch deshalb keine Drogen nehmen, weil wir uns auf die Musik konzentrieren mussten.

In ihrem Buch schildern Sie die problematischen Konsequenzen der "freie Liebe" für die Bandmitglieder. Enthalten Sie dem Leser Ihre sexuelle Eskapaden vor?

Natürlich! Ich denke, die sind nicht relevant. Sicher gab es mehr Sex, aber ich bin mir sicher, dass die anderen nicht wollen, dass ich darüber rede. Wir hatten unsere Geschichten, aber es war nie so wild wie bei Led Zeppelin.

Ein paar Fotos zeigen Sie als Fußballspieler. Sind Sie Fan?

Fußball macht mich nicht besonders heiß, auch wenn wir als Band oft Matches spielten. Meine Position würde ich als Mittelfeldspieler im klassischen 5-3-2-System beschreiben. Meine Kinder sind Arsenal-Anhänger, erst neulich waren wir zusammen im Stadion. Roger ist ebenfalls begeisterter Arsenal-Fan.

Wie kommt dann die Liverpool-Hymne "You Never Walk Alone" auf das Album "Meddle"?

Roger wollte den großartigen Sound eines Chores. Am Ende wählte er die Zuschauermasse, weil sie so überwältigend klingt. Mit Fußball hatte es nichts zu tun.

Im Gegensatz zu anderen Bands sind Pink Floyd nicht von gierigen Managern abgezockt worden.

Anfangs haben wir einfach nicht genug Geld verdient, um abgekocht zu werden. Der Löwenanteil der Einnahmen ging an die Plattenfirma. Ich kenne mengenweise Musiker, die in den Sixties über den Tisch gezogen wurden, aber mit unserer Managementfirma Blackhill hatten wir Glück.

Eine Ironie der Pink-Floyd-Story ist, dass Blackhill bei der Trennung der Band von Syd Barrett, mit Barrett ging.

In der Rückschau war das ein Fehler, aber damals war es richtig. Syd hatte alle unsere Songs geschrieben, wir dagegen zeigten keinerlei vielversprechende Ansätze.

Ging es der Band auch darum, reich zu werden?

Wahrscheinlich. Wir wollten eine Rockband sein, Mädchen treffen, reich werden, Spaß haben. Geld war nicht die treibende Kraft, es war ein angenehmer Nebeneffekt. Das Hauptmotiv war pure Angabe, Rockstars müssen geradezu verzweifelt zeigen, was sie draufhaben, weil sie schwache Egos haben.

Pink Floyd wurzeln in der englischen Mittelklasse, richtig?

Wir sind Mittelklasse, wie die meisten Leute. In den Fünfzigern war Rock´n´Roll die Musik der Arbeiterklasse. In den Sechzigern änderte sich das total, eine neue Generation von Musikern kam aus den Art Schools und hatte frische Ideen. Gleichzeitig wurden Alben populär, eine Gelegenheit, sich musikalisch weiter auszudehnen. Auch in der Art, wie wir Dinge organisieren, sind wir Mittelklasse. Das gilt ebenfalls für unsere Kommunikation, wir sind eloquent, aber verschiedene Dinge haben wir nie ausgesprochen. Wir hätten sicherlich besser zusammen arbeiten können.

Sie porträtieren sich als Mann der Konfrontationen vermeidet. Wie treffen Sie Entscheidungen?

Ich ziehe ein Leben ohne Streit vor. Entscheidungen zu treffen ist dagegen einfach, allerdings musst Du manchmal Entscheidungen treffen, die zu Konfrontationen führen. Gelegentlich brauche ich sehr lange für Entschlüsse, weil ich mir ewig den Kopf drüber zerbreche. Dann konsultiere ich Berater und Freunde, finde aber, sie sind auch nicht besser als jeder andere.

Wie beurteilen Sie sich als Schlagzeuger?

Technisch ziemlich armselig. Mein Vorteil ist, dass mich der Minimalismus interessiert, die Gymnastik des Trommelns spricht mich dagegen überhaupt nicht an. Drumsolos, auch von guten Schlagzeugern, finde ich extrem langweilig. Ich hatte nie Übungsstunden, was ich sehr bereue. Von meinen Fähigkeiten als Einzelner halte ich wenig, sehr viel dagegen von dem, was wir zusammen erreicht haben.

Ihre Solo-Alben hatten stets einen Hang zum Jazz.

Jazz mochte ich immer, auch das ist typisch Mittelklasse. Die meisten Schlagzeuger mögen Jazz, weil da die großen Techniker zu finden sind. Die Be-Bop-Trommler beherrschen Dinge, die du nie im Rock´n´Roll finden wirst. Jemand wie etwa Art Blakey spielt geniale Synkopen und hat ein großartiges Gefühl für Dynamik.

Einige werden schockiert sein, dass Sie für "A Momentary Lapse Of Reason" das Schlagzeug anderen überließen.

Nicht alle Parts. Im Nachhinein bereue ich das allerdings, obwohl es zuvor auch schon passiert ist, auf einer frühen Single spielte der Produzent die Drums. Wenn wir wenig Zeit hatten und ich einen Part nicht spielen konnte, hat das jemand anderes übernommen. Auf "A Momentary Lapse Of Reason" sind jedoch zuviele Dinge von anderen gespielt worden. Das war ein Fehler, aber Dave hatte zu der Zeit sehr viel Druck aufgebaut. Immerhin habe ich mit Jim Keltner einen der besten Schlagzeuger gewählt.

Lange Jahre hatten Sie Angst vorm Fliegen. Wie haben Sie diese überwunden?

Wir alle hatten Angst vorm Fliegen, für reisende Rockmusiker ein schlimmes Problem. Darüber sprach ich mit einem Freund, der Pilot ist. Er sagte: "Du musst fliegen lernen." Ein brillanter Rat, allerdings sehr teuer. Seither liebe ich es! Wenn du selber fliegst, ist es so aufregend, dass du keine Angst mehr hast. Du konzentrierst dich auf´s Fliegen. Das ist wahrscheinlich viel gefährlicher als mit einem guten Kapitän einer kommerziellen Air Line zu reisen, aber es hat funktioniert. Seither habe ich keine Angst mehr. Ich fliege sehr viel und besitze zwei kleine Flugzeuge und einen Helikopter. Inzwischen habe ich eine Fluglehrer-Lizenz. Übrigens fliegen meine Frau und Tochter auch.

Eine weitere ihrer Leidenschaften sind Autos. Mussten Sie früher die Band durch die Gegend fahren?

Wir teilten uns das Fahren auf. Roger und Rick (Wright, Keyboarder) fuhren viel, damals waren wir sehr viel auf Achse. Manchmal spielten wir zwei Gigs am Tag. Später hatten wir einen Roadmanager am Steuer.

Wie kamen Sie dazu, bei Autorennen zu starten?

Mein Vater war Rennfahrer, als Kind hab ich ihn beobachtet. Die Idee, selbst Rennen zu fahren, hatte ich schon lange im Kopf. Irgendwann hatte ich etwas Geld über, darauf nahm ich Urlaub und begann mit dem Automobilsport. Unter anderem hab ich fünf Mal die 24 Stunden von Le Mans gefahren.

Suchen Sie den Adrenalin-Rausch?

Es ist nicht der Rausch, ich mag die Präzision und die Maschinen an sich. Das gilt auch für das Fliegen - ich mag Spielzeug. Mich fasziniert eher die Technik als der Rausch.

Generell scheinen Sie das Leben mit Humor zu betrachten.

Über ernste Dinge sollte man witzige Dinge schreiben. Wenn die Fans uns ernst nehmen, ist das in Ordnung, aber wir selbst sollten den Teufel tun, uns ernst zu nehmen.

Ist Ihr Buch das letzte Kapital der Rockstar-Karriere von Nick Mason?

Hören Sie, ich bin verfügbar. Dave will im Moment nicht touren, das muss man respektieren. Ich werde ihn nicht drängen. So lange die Stones auf der Straße sind, brauchen wir uns über das Thema "Rock und Alter" nicht den Kopf zerbrechen. Sie müssen herum springen, damit wir in Ruhe unsere Musik machen können. Wenn es morgen los ginge, würde ich sofort meinen Koffer packen.

Henning Richter

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