ARBEITSPROBE: Marylin Manson - Aus depressiven Tiefen zu kreativen Höhen – und einer blutjungen Freundin Der Mann, der sich den Nachnamen von Über-Bösewicht Charles Manson borgte, ist immer für eine Überraschung gut. Für Erstaunen sorgte etwa, dass der 38jährige seine Ehefrau, Kult-Model und Burlesk-Stripperin Dita Von Teese, gegen die blutjunge Schauspielerin Rachel Wood (19) eintauschte, die eine Hauptrolle in seinem Film „Phantasmagoria: The Visions Of Lewis Carroll“ spielt. Seine aktuelle Flamme engagierte er prompt als Modell für seine gefeierten Aquarelle, darauf reichte seine Noch-Ehefrau pikiert die Scheidung ein und beklagte zudem öffentlich, ihr Noch-Ehemann würde zu Party-Exzessen neigen. Mansons selbstgewählte Rolle als Antichrist Superstar ist dabei ausgesprochen praktisch, Tabubrüche, Suff und Schuldzuweisungen gehören zur Job-Beschreibung. In der selbstgewählten Rolle des „Märtyrers des Bösen“ verhöhnt er die Moralapostel und macht sich selbst unangreifbar. „Amerika liebt es, eine Ikone als Schuldigen zu finden“, hat er beobachtet, „und so habe ich die Rolle des Antichristen angenommen. In diesen Zeiten bin ich die Stimme der Individualität. Die Leute neigen dazu, jeden, der sich anders verhält, mit illegalen und unmoralischen Aktivitäten in Verbindung zu bringen. Tief im Innern hassen Erwachsene Leute, die sich auflehnen. Es ist schon komisch, dass sie so naiv sind und Elvis, Jim Morrison und Ozzy so schnell vergessen haben. Alle drei wurden mit diesen uralten Vorwürfen und Vorurteilen konfroniert.“ In verschiedenen Interviews gab Manson zu Protokoll, sein neues Album „Eat Me, Drink Me“ sei von seinen privaten Problemen inspiriert. Dazu gab er bekannt, dass er im kommenden Sommer mit den Ultra-Metallern Slayer auf Tour gehen werde. „Ich will nicht, dass Leute glauben, ich würde mein Privatleben für die Platte ausbeuten. Zur gleichen Zeit, steht sie exakt dafür, wer ich bin und wie ich mich fühlte.“ Die Titel beinhalten u.a. „If I Was Your Vampire“, ein sechs minütiges Epos. „Der Song ist das neue „Bela Lugosi´s Dead“. Er ist ein Goth-Evergreen“, glaubt Manson und bezieht sich auf den legendären Bauhaus-Song aus dem Jahr 1979. „Just A Car Crash Away“ sei ein „Todesmarsch“ während er die Single „Putting Holes In Happiness“ eine „romantische, frauenfeindliche, kannibalistische, Gothic-Vampir-Ballade“ sei. Die Aufnahmen verliefen alles andere als problemlos: „Nach der ersten Hälfte des letzten Jahres fiel ich in ein schwarzes Loch der Depression, ich konnte nichts mehr tun. Ich verlor die Hoffnung. Ich war gefangen in diesem klassischen Rock´n´Roll-Klischee, dass Leute, die für mich arbeiten, mich berauben“, schildert er seine damalige Lage. „Ich schrieb aus Verzweifelung und Hoffnung, die Platte entstand in einem Rausch, sie floss aus einer offenen Wunde – und ich ließ es fließen.“ |
Henning Richter |