ARBEITSPROBE:
Henning Richter
Journalist / Autor für Musik, Kultur & Sport

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Maná - Heimat in der Fremde

Der musikalische Kosmos der Mexikaner Maná umfasst weit mehr als nur Latino-Rock.

Sicher, heute sieht im Hause Maná alles blendend aus. Ihr aktuelles Album „Amar Es Combartir“ stieg auf Platz vier in die amerikanischen Billboard Charts ein und erreichte auch bei uns einen beachtlichen Platz 37. Im Februar1989 war die Lage dagegen völlig anders, die Aussichten schienen düster und der Haussegen hing schief. „Damals war ich kurz davor, die Band zu verlassen“, gibt Trommler Alex Gonzáles zu, „die Situation in Mexiko war äußerst schwierig. Es gab keinerlei Unterstützung von Radio und Presse, auch die Plattenfirma kümmerte sich nicht um uns. Ich kam an den Punkt, an dem ich mich fragte: Mach ich weiter oder gehe ich in die USA, um mein Glück in LA zu suchen?“, berichtet er. Am Ende überredete Sänger Fher Olvera den verzweifelten Schlagwerker, noch bis zum Oktober ´89 zu warten. „Dann passierte eine coole Sache, „Rayando El Sol“ wurde zum großen Hit, das Radio liebte den Song. Anschließend bekamen wir eine Menge Anfragen, Konzerte zu geben. Von da an rollte unsere Karriere wie ein Schneeball und wurde immer größer.“

Was die Schubladisierung des zentralamerikanischen Vierers angeht, gehört er zum einen sicher in die Kategorie Latino Rock. Zum anderen machen Maná aber auch Salsa, Reggae, Cha-Cha-Cha, Cumbia, Brit-Pop, Drum´n´Bass, Merengue und eine Menge mehr. Mit zwanzig Millionen verkaufter Alben kann man die Mannen aus Guadelajara folglich als eine der erfolgreichsten Weltmusikband des Globus bezeichnen.

Betrachtet man die Texte von „Amar Es Combartir“ fallen einem die vielen leidvollen Liebesgeschichten auf. „Wir werden demnächst englische Übersetzungen auf unsere Homepage stellen, wer also kein Spanisch spricht aber über Englischkenntnisse verfügt, kann lesen wovon unsere Texte handeln. Sicher gibt es Lieder über gescheiterte Beziehungen, aber auch über funktionierende Beziehungen. Es gibt Songs wie „Combatiente“, der davon spricht wie Gesellschaft, Kirche, Eltern dich zu jemandem machen wollen, der du nicht bist. In „El Viaje“ geht es um Sex und Autos. Jeder Song hat seine eigene Story“, verteidigt Gonzáles ihre Inhalte. Immerhin räumt er ein, dass Chef-Texter Fher Olvera in den letzten Jahren etliche Beziehungen gehabt hätte, die er verarbeiten musste.

Den Rock-Puristen, die Maná vorwerfen, sie hätten den Rock´n´Roll verraten, hält der schlagfertige Schlagzeuger ein unschlagbares Argument entgegen: „Die Beatles haben sich auch nie um Genres geschert, sie haben Klassik mit Psychedelic und sogar Latino Musik vermischt.“ Die größte Band aller Zeiten dient den Mexikanern als Vorbild, so kann jedes Maná-Mitglied seinen unterschiedlichen Geschmack ausleben. Gitarrist Sergio Vallín etwa schrieb mit „Bendita La Luz“ eine Barchata-Ballade, zu der die Band Juan Luis Guerra zum Duett bat. „Juan Luis ist einer der respektiertesten Latino-Musiker, die es gibt. Er stammt von der Insel-Republik Santa Domingo und ist der König von Merengue und Barchata. Der Mann ist ein Super-Talent! Schon im Studio sagten wir: Das klingt wie eine Barchata, wäre es nicht cool, Juan Luis Guerra einzuladen? Also schickten wir ihm den Song und er liebte ihn. Der Typ ist ungeheuer populär in den USA, Japan und natürlich Lateinamerika.“

Neben ihrer Heimat Mexiko sind die USA der wichtigste Markt für Maná. „Für die Millionen Latinos in Nordamerika sind unsere Lieder ein Stück Heimat“, stellt Alex fest. „Aber auch in Europa interessieren sich immer mehr Leute für uns. Sie lernen Spanisch, weil sie die Musik von Maná mögen. Durch den riesigen Erfolg des Kolumbianers Juanes wissen wir, dass spanischsprachige Musik hier viele Fans hat. Deswegen werden wir in Deutschland Präsenz zeigen, mit den Medien reden und im nächsten Jahr ausgedehnt touren.“ Da kann man nur sagen: Bienvenido, Willkommen Maná!

Henning Richter

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