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ARBEITSPROBE: DEINE LAKAIEN Das Selbstverständnis von Deine Lakaien steckt bereits im Namen, das Duo sieht sich als Diener seines Publikums. Dabei handelt es sich keinesfalls um eine unterwürfige Beziehung, Ernst Horn (Produzent/Komponist) und Alexander Veljanov (Sänger/Texter) empfinden diesen Dienst als kreative Herausforderung. Stets behandeln sie ihre Anhänger jedoch mit großem Respekt, im Konzert symbolisiert durch die Verbeugung, die Veljanov nach jedem Lied vorm Auditorium vollzieht. Der große Reiz von Deine Lakaien liegt in ihrer Andersartigkeit, sie haben nichts - aber rein gar nichts - mit der Massenware zu tun, die die Popmusik-Industrie dieser Tage ausspuckt. Ihre Karriere startete kurios: "Suche experimentierfreudigen Sänger" lautete die Anzeige, die Horn 1984 in einer Münchener Stadtzeitung aufgab. Daraufhin meldete sich Veljanov, der mitten in einem Film- und Theaterstudium steckte. Das selbstfinanzierte Debüt "1st Album" (1986) trugen beide noch eigenhändig in die Plattenläden, da keine deutsche Firma ihr Potential erkannte. Der Ruf dieser neuartigen Klänge drang bis nach Amerika, dortige Musiker-Magazine rezensierten das Kult-Album, prompt meldete sich ein kalifornisches Plattenlabel, das Deine Lakaien den ersten Vertrag gab. Gerade die Eigenwilligkeit von Horn und Veljanov - letzterer zog Ende der Achtziger nach Berlin, ersterer blieb in München - wirkte anziehend auf offene Ohren. Die melancholische Melange aus minimalistischer Elektronik und ausgewählter Klassik fand immer mehr Sympathisanten. 1992 spielten Deine Lakaien auf der Dokumenta in Kassel, wo sie ihren Indie-Klassiker "Dark Star" vorstellten. Zum Markenzeichen wurde auch Alexanders charakteristische Frisur, in Ermangelung eines Vergleichs "Veljanov-Zopf" genannt. Im Abstand von zwei bis drei Jahren erschienen neue Studioalben. Sie wurden dem Publikum live entweder in elektrisch (und personell) verstärkten Versionen oder akustischer Form als Duo dargeboten. "Kasmodiah" (1999), das erste Album für Sony Music, stieg in die Top Ten der Media Control Charts ein, genau wie Nachfolger "White Lies" (2002). Letzteres stellten Deine Lakaien gleich auf mehreren Tourneen vor. Ihr DVD-Debüt bietet einen Mitschnitt des zweistündigen Konzerts im Potsdamer Lindenpark. Es wird komplettiert durch Interview- und Backstage-Sequenzen sowie einen zusätzlichen Live-Clip bestehend aus dem Medley "Reincarnation" / "Life (is a sexually transmitted disease)". Die gleichnamige Doppel-CD enthält neben dem Potsdamer Gastspiel die beiden Bonus-Songs "Stupid" und "The Game". "Wir wollten keine überflüssigen Ablenkungsmanöver, keine Knalleffekte, kein bombastisches Licht, sondern eine Show, die sich auf Musik konzentriert", kommentiert Veljanov das Resultat. "Wir haben den Set in vier Blöcke aufgeteilt: Das erste Viertel besteht aus Elektronik-Songs, dann spielen wir zu zweit einen akustischen Teil. Darauf kommen die anderen Musiker und wir machen den Akustik-Part zu sechst. Zum Finale gibt´s dann einen echten Rock-Block." Auf "Live In Concert" erklingen Lieder sämtlicher sechs Studio-Alben von Deine Lakaien. Obwohl zwischen der Entstehung des ersten Konzerttitels "Colour-Ize" und des zweiten "Generators" sechzehn Jahren liegen, wirken sie wie aus einem Guss. Der Grund dafür liegt in den neuen Arrangements der Songs, die in ausgiebiger Probenarbeit aller Musiker erarbeitet wurden. Für die "White Lies-Tour" holten sich Horn/Veljanov exzellente Verstärkung, so standen ihnen B. Deutung, (Cello, ex-The Inchtabokatables), Ivee Leon (Violine & Backing Vocals), Sharifa (Violine & Backing Vocals) sowie der Gitarrist und Keyboarder Robert Wilcocks zur Seite. Über die visuelle Umsetzung ihrer Musik mussten sich Deine Lakaien erst fünf Jahre nach ihrem ersten Tonträger Gedanken machen, solange waren sie ein reines Studio-Projekt. Inzwischen hat Vokalist Veljanov klare Vorstellen von seinem Auftreten: "Ich mache keine Show", betont er. Seine getragenen Bewegungen auf der Bühne seien nicht etwa einstudiert, sie sind die Folge "einer gewissen Würde, die unsere Musik hat. Gelegentlich versuche ich jedoch, etwas Ironie in meine Ansagen zu legen", setzt der Mann mit dem leidenschaftlichen Bass-Barition lächelnd hinzu. "Für uns ist es wichtig, die Musik möglichst intensiv und dicht zu präsentieren. Um durchdringende Farben und Stimmungen zu transportieren, setzen wir eher auf Theaterlicht als flackernde Rock´n´Roll-Beleuchtung. Wir haben ein Publikum, das nicht ausrastet, es hört lange zu, am Ende ist es nicht zu bremsen und will Zugabe auf Zugabe." Letztlich stammt sogar der Anstoß zur DVD von ihren Anhängern, sagt Alexander: "Unser letzter Konzert-Mitschnitt war das Video "First Decade" von 1995. Es ist lange vergriffen und wird inzwischen zu Wucherpreisen gehandelt. So herrschte eine unglaubliche Unzufriedenheit, dass wir seither keine visuellen Aufnahmen mehr veröffentlicht haben. Das Drängen der Fans ist wichtig für uns." Zweifellos haben Horn und Veljanov ihren eigene Agenda, doch am Ende sehen sie sich, wie eingangs erwähnt, als Diener des Hörers. |
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Henning Richter |