ARBEITSPROBE:
Henning Richter
Journalist / Autor für Musik, Kultur & Sport

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DANKO JONES - König der Rock´n´Roll-Tiere

Halb Gigolo, halb Raubtier - Danko Jones hat das Zeug zum Star
Fast scheint es, als habe man es mit einer gespaltenen Persönlichkeit zu tun. Auf der Bühne spielt Danko Jones eine Mischung aus feurigem Don Juan und fauchendem Panther, einerseits unwiderstehlicher Liebhaber, andererseits furchterregender Rivale. Dagegen sitzt er im Gespräch in einem Berliner Cafe mit hängendem Schultern am Tisch, die Kapuze seines schwarzen Pullis über den Kopf gezogen, und spricht mit leiser Stimme. „Ehrlich, ich bin immer derselbe Typ“, beteuert der smarte Mitzwanziger. „Wenn ich auf einer Bühne stehe, empfinde die starrenden Augenpaare der Besucher als Form von Aggression, deshalb verteidige ich mich mit lauter Rockmusik.“
Neben der phonstarken „Defensiv-Strategie“ besitzt das attackierende Trio aus Toronto noch ein weiteres Kennzeichen: Texte, die sich ausschließlich mit dem weiblichen Geschlecht befassen. Wie die Musik stammt auch die Lyrik aus der Feder von Frontmann Danko Jones, der neben Gesang auch für Gitarrensaiten zuständig ist. „Mädchen sind für mich einfach die größte Inspiration. Alle Kerle haben mit Rock´n´Roll angefangen, um Mädels zu treffen“, behauptet der charismatische Womanizer, der sich auch als „Mango Kid“ bezeichnet. „Viele glauben, ich sei frauenfeindlich und sexistisch, aber nichts könnte falscher sein. Ich bin Gentleman und behandele Frauen mit Respekt. Es ist doch nichts Falsches daran, dass ein Mann in dieser Zeit offen und ehrlich über Sex redet. Wir haben nur Spaß!“
Während des Konzerts steht der temperamentvolle Troubadour stets im Zentrum der Aufmerksamkeit, mal züngelt er wie Kiss-Basser Gene Simmons, mal schnurrt er wie ein Kätzchen, um im nächsten Moment zu explodieren wie ein farbenfrohes Feuerwerk. Für zusätzliche Sprengkraft sorgen Basser John „JC“ Calabrese und Trommelwunder Damon Richardson. Witz, Durchschlagskraft und Leidenschaft des rollenden Dreiers sind schlicht einmalig. Beflügelt von kräftigen Schüben des hormonellen Treibstoffs Testosteron, legten sie im Anschluss an das Interview eine Show auf die Bretter des Berliner Knaack Clubs, die reihenweise für runterklappende Kinnladen sorgte. Hier geschieht etwas Großes, dachte der ehrfürchtige Reporter angesichts dieses extravaganten Auftritts, so ähnlich musss es gewesen sein, als AC/DC 1973/74 in Australien ihre ersten Pub-Gigs vor ungläubig staunenden Zuschauern abzogen.
Die Konzerte von Danko Jones sind atemberaubend, doch auch seine Platten können sich hören lassen. Jüngst erschien „Born A Lion“, eine Sammlung hoch-oktaniger Hymnen, deren Einflüsse von Hendrix, ZZ Top, Blues Explosion, Dirtbombs über AC/DC bis zu alten Bluesern wie John Lee Hooker reichen. Zuvor erschien mit „I´m Alive And On Fire“ eine Kollektion früher Singles und EPs, große Songs allesamt, die etwas unter der schlechten Aufnahmequalität leiden. Ein wichtiges Merkmal der griffigen Lieder ist stets der heisere Gesang des Rock-Gigolos. „Meine Stimme hat sich durch das Singen total verändert“, berichtet der Mann mit dem Sternzeichen Löwe. „Dabei rauche und trinke ich nicht. Auch wenn viele das anders sehen, meiner Meinung haben Alkohol und Rock´n´Roll nichts miteinander zu tun.“
Bereits sechs Jahre lang machen Jones und Basser JC zusammen Musik, 1999 stieß dann Schlagzeuger Richardson hinzu. „Anfangs klangen wir wie eine Garagenband. Wir ritten auf einem Riff herum, es gab keine Soli und nur einen Text-Vers“, erinnert Danko. In ihrer Heimat stießen sie lange Zeit auf taube Ohren, Jones jobbte nebenher in einem Porno-Shop, was er nach anfänglicher Euphorie als „abstoßende Erfahrung“ bezeichnet. Die anhaltende Erfolglosigkeit zwang das Trio, Kanada zu verlassen, und nach Schweden zu ziehen. Hier hatten energiegeladene Rocker wie Hellacopters, Backyard Babies und die norwegischen Gluecifer eine Szene aufgebaut, die Danko Jones von Anfang an in ihr Herz schloss. „In Schweden, mit seinen neun Millionen Einwohnern, gibt es unglaublich viele gute Bands. Etliche sind noch unbekannt, sie werden in den nächsten Jahren ins Rampenlicht drängen. Kanada hat dreißig Millionen Bürgern und kann dennoch nicht mithalten.“ Ein weiterer Pluspunkt für den hohen Norden sei die Schönheit der Schwedinnen, von denen Danko in höchsten Tönen schwärmt. Und höflich wie er ist, fügt er hinzu: „Auf unseren Tourneen durch Deutschland habe ich jedoch fest gestellt, auch hier gibt es unglaublich schöne Mädchen!“

Henning Richter

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