ARBEITSPROBE:
Henning Richter
Journalist / Autor für Musik, Kultur & Sport
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BEATSTEAKS - Uns kann keener!
Vom Zirkus zum Rock´n´Roll - Arnim Teutoburg-Weiss, Frontmann der Beatsteaks, gehört seit seiner Geburt zum fahrenden Volk. w
Rampensau, so nennt man Typen, die im Scheinwerferlicht aufblühen. In Rock-Kreisen hat es sich inzwischen herumgesprochen, dass die Beatsteaks eine große Liveband sind, nicht zuletzt das Verdienst von Sänger Arnim Teutoburg-Weiss, einer Rampensau wie sie im Buche steht. Sein Spaß am Auftritt ist kein Zufall, Arnim ist ein Zirkuskind. „Ich wurde hoch oben auf dem Trapez getauft. Anschließend sprang mein Vater mit mir im Arm von da oben ins Netz herunter“, gibt der blonde Berliner wieder, was ihm berichtet wurde. „Mein Vater war Akrobat, ein durchtrainierter Turner, der auf einer Kugel stand und drei Leute auf seinen Schultern trug. Die Eltern reisten im Lauf der Zeit mit diversen Unternehmen, zur Zeit meiner Geburt waren sie beim Zirkus Busch.“
Von Kindesbeinen an zog es ihn zum Publikum, „aber mein Papa hat mir schon früh gesagt, dass ich kein Talent zum Artisten hab. Darauf sagte ich: ,Ich will Clown werden.‘ Dafür gab es aber keine Schule, also bin ich auf eine Artistenschule gegangen. Irgendwann hab ich dann ´ne Gitarre in die Hand genommen.“ An dieser Stelle kann sich Beatsteaks-Gitarrist Peter Baumann eine Bemerkung nicht verkneifen: „Jetzt hat´s ja doch noch geklappt - mit der Clownsnummer.“
Zwischendurch hat Arnim auch mal probiert „auf Normalo zu machen, eine kaufmännische Ausbildung im Sportgeschäft. Aber diese drei Jahre waren furchtbar. Hätte ich die Band nicht getroffen, wäre ich sicher irgendwie als Artist in den Zirkus gerutscht. Für mich gab es nur einen Weg.“ Von seinen Eltern hat er für seine Band stets Unterstützung bekommen, „mein Vater hat sogar gesagt: ,Nun zieh mal was durch‘.“
Sogar für die amerikanische Vans Warped Tour wurden die Beatsteaks schon engagiert, berichtet Arnim. „Amerika war sehr geil, weil wir im Vorjahr schon die europäische Vans Warped Tour gespielt und die zwanzigköpfige Crew kennengelernt hatten. Außerdem kannten wir auch eine Menge Musiker. Unseren ersten Gig spielten wir auf einem Bostoner Parkplatz mittags um zwölf in der Mittagssonne vor lauter prominenten Punkrockern. Da standen die Mighty Mighty Bosstones, NO FX, Pennywise - alle war´n am Start. Jay von den Suicide Machines hat vor der Bühne alle unsere Songs mitgesungen. Für uns war Amerika was ganz Besonderes, ein Traum!“
Im Laufe der Warped Tour haben sich die Beatsteaks zur dritten Band auf der Hauptbühne hochgearbeitet. „Dicky Barrett von den Mighty Mighty Bosstones hat uns bis zum dritten Gig noch nicht einmal ,Tach!‘ gesagt. Irgendwann stand er da mit seiner Waschtasche unterm Arm, putzte sich die Zähne und guckte uns beim Spielen zu“, lacht Arnim. „Wir haben uns natürlich jeden Tag die Bosstones angeguckt. Irgendwann kam er vor dem Gig zu mir und sagte (imitiert Barretts unglaubliche Whiskeystimme) ,I love your band.‘“ Ein weiterer prominenter Fan ist Coby Dick von Papa Roach. „Der hat fast mal seinen eigenen Auftritt verpasst, weil er vor unserer Bühne stand und die Songs mitsang. Der ist supernett und seine Band arbeitet voll professionell.“
Genug der Anekdoten von Berlins Top-Rock´n´Rollern, lasst uns auf die neue Scheibe kommen. „Living Targets“ heißt ihr dritter Dreher, und der hatte vor allem ein Ziel: „Unsere Live-Energie musste auf Platte. Wir wollten uns nicht mehr verstecken, sondern wollten die Hosen runter lassen. Gesang und Gitarren sollten laut sein. Schluss mit Tralala ist die Devise“, bringt Teutoburg-Weiss ihre Marschroute auf den Punkt. Das ist ihnen gelungen, denn das Quintett ist auf allen Positionen bestens besetzt: Trommler Thomas Götz schüttelt seine knochentrockenen Beats mit faszinierender Virtuosität aus dem Ärmel, das Gitarristengespannn Peter Baumann/Bernd Kurtzke spielt diese fetten melodischen Power-Riffs der Marke „Uns kann keener“, unterfüttert vom bärenstarken Basser Torsten Scholz. Im März gibt es Gelegenheit, den Rockzirkus der Beatsteaks - inklusive Rampensau Arnim - in seinem Element zu erleben, dem Licht der Scheinwerfer.
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