ARBEITSPROBE:
Henning Richter
Journalist / Autor für Musik, Kultur & Sport

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Fischköppe und stolz darauf! Absolut waren sie gestern - die Hamburger Erfolgs-Hip-Hopper nennen sich nur noch Beginner.

"We´re back around the Eck", reimen die Beginner keck am Anfang ihres dritten Albums "Blast Action Heroes". Gut drei Jahre sind vergangen seit die Hamburger mit "Bambule" eines der wichtigsten und erfolgreichsten deutschen Hip-Hop-Alben angefertigt haben. Ganz im Gegensatz zur frischen Stimmung der wortgewaltigen Aufnahmen steht die anfängliche Atmosphäre bei unserem Gespräch, sie ist so schlapp wie ein platter Fahrradreifen. Das Trio - das sind die MCs Eizi Eiz und Denyo sowie DJ Mad - leidet unter der Sommerhitze, ein langer Tag voller Termine mit Plattenfirma und Presse liegt hinter ihm. Wir sitzen auf einem Bootssteg an der Spree in Berlin, kühle Getränke sollen helfen, kühlen Kopf zu bewahren.

Zur Vorbereitung bekamen die Journalisten eine Kassette, auf der die neuen Tracks von Sound-Effekten und Sprüchen der Elbstädter unterbrochen werden. So wollen sie verhindern, dass ihr neues Werk komplett kopiert werden kann. "Die Jugendkultur hat heute Zugang zur Technologie, die Gören haben alle einen PC. Du bist uncool, wenn du auf dem Schulhof mit einer gekauften CD rum rennst. Deshalb haben wir bei den ganzen schönen Refrains die Bässe raus genommen und drüber gelabert", begründet Denyo die Kopierschutz-Maßnahme.

Früher nannte sich das Triumverat Absolute Beginner, doch in der Szene wurde das erste Wort schon immer weg gelassen. "Das ist kein Akt der Bescheidenheit", erläutert Denyo. "Wir starteten zu viert, als Martin die Band verließ, waren wir nicht mehr die Absoluten Beginner. Aber unsere Plattenfirma bestand auf den vollen Namen, sie versprach uns jedoch, dass wir uns für den nächsten Tonträger nur noch Beginner nennen können."

Im Gegensatz zu zahllosen Deutsch-Rappern, die nur im Untergrund Gehör finden, waren die Beginner auch bei Leuten populär, die mit Hip Hop sonst gar nichts zu tun haben. "Früher hätte ich das nicht cool gefunden", bestätigt Eizi mit seiner schnarrenden Stimme, "da war ich bei Leuten, die keinen Hip Hop hören, noch unentspannter. Inzwischen find ich es cool. Das liegt daran, dass wir viele Arten von Musik hören, Leute wie Kraftwerk, Beatles, Meters und Bob Marley etwa. In dem Song "God is a music" zählen wir sie auf. Wenn es andere Reime gegeben hätte, wären auch noch andere Gruppen genannt worden."

Gewitzte Reimtechniken haben höchste Priorität bei den Hamburgern, "bei uns reimen sich die Worte immer auf mehrere Silben", erklärt Eizi. Also reimen sie "schauen" auf "Frauen" und "Wildleder" auf "Bild-Leser". "Die letzten eineinhalb Jahre haben wir andere Rapper studiert", verrät Denyo. "Man hofft, dass man was trifft, das man geil findet, besonders musikalisch. Ich achte auf Flow, Technik und natürlich auch auf den Inhalt - und ob dieser Inhalt auch zur Person des Rappers passt." An dieser Stelle schaltet sich Kollege Eiz ein: "Manchmal nervt das auch, weil man nicht mal entspannt Musik hören kann. Um abzuschalten hör ich zum Beispiel die neue Metallica-Single, also etwas völlig anderes."

Kaum ein deutscher Hip Hop-Act genießt mehr Respekt in der Szene als die Beginner. 1992 begannen sie mit dem Track "K.E.I.N.E." für den Sampler "Kill The Nation With A Groove". Es folgten hunderte von Konzerten in Jugendzentren und Riesenhallen. 2001 nahm Eizi alias Eißfeldt alias Jan Delay das Reggae Album "Searching For The Jan Soul Rebels" auf, das Kritiker und Fans gleichermaßen begeisterte. Weniger erfolgreich war Denyos Solo mit "Minidisco". DJ Mad drehte indes Videos und arbeitete als Radio- und Club-DJ. 2002 beschlossen die Drei wieder in den Hip-Hop-Ring zu steigen, zwei Monate zogen sie sich zum Ideen-Produzieren auf die Insel Amrum zurück, dann starteten sie die Aufnahmen.

Als Lokalpatrioten widmen die Beginner ihrer Heimatstadt den Track "City Blues". "Da sind alle ein büschen steif und zu, aber die Hamburger kennen das nicht anders. Auch mit dem heftigen Schmuddelwetter komm ich gut klar, das treibt einen ins Studio oder abends in die Clubs, wo man Leute trifft, die auch Musik machen", kann Eizi dem regnerischen Klima im hohen Norden eine Menge Gutes abgewinnen. Insbesondere gilt ihre Leidenschaft den drei Stadtteilen St. Pauli, Altona und Eimsbüttel. Nochmal Eizi: "Das sind derbe soziale Brennpunkte, die Hamburg kulturell und musikalisch mehr prägen als die übrigen Bezirke. Da lebt man besser als in allen anderen Ecken der Stadt."

Henning Richter

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